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ToggleIm Rahmen der Entscheidung für eine neue, scharfe aber entsprechend auch lichtstarke Festbrennweite für meine Hundefotografie und Portraitfotografie bin ich nach einigen Recherchen auf 3 Brennweiten/Objektive gestoßen. Mein Ziel war es ein Objektiv zu kaufen, welches mir maximale Freistellung ermöglicht, aber mit einer entsprechend geringeren Brennweite als 200mm 2.8. Die Freistellung bei 200mm 2.8 ist wirklich extrem klasse, jedoch ist der Bildausschnitt durch diese lange Brennweite sehr limitiert. Folgende Objektive fielen deshalb in meinen Fokus:
Um mir ein Bild von den Objektiven zu machen, habe ich mir diese jeweils ausgeliehen/gemietet. Leider ging dies nicht zeitgleich, weshalb die Vergleichsbilder in diesem Beitrag bei unterschiedlichen Wetterbedingungen entstanden sind. Ausgeliehen/gemietet habe ich mir letztendlich das Sigma 105mm 1.4 Art und das Sigma 135mm 1.8 Art im Abstand von 2 Wochen. Getestet habe ich diese Objektive im technischen Sinne. Das bedeutet, dass hier keine Portraits als Vergleich herangezogen werden, sondern nur die Bewertung von Schärfe, Hintergrundunschärfe und Bokeh.
Schnell ergaben meine Recherchen, dass das 85mm 1.2 von Canon eine echte Preisansage ist. Zusätzlich, rein rechnerisch, erwartet man bei einem 85mm 1.2 tatsächlich eine größere Tiefenschärfe (ergo kleinere Tiefenunschärfe, weniger Freistellung), als bei den beiden anderen Objektiven, weshalb ich dieses Objektiv nicht weiter in Betracht gezogen habe. Mein Ziel ist so viel Freistellung wie möglich zu generieren.
Da ich hauptsächlich als Portraitfotograf für Hunde tätig bin, lege ich großen Wert darauf mit meiner Fotoausrüstung bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, welche meinen Stil und meine anschließende Bearbeitung unterstützen/möglich machen.
Wie du anhand meines Portfolios sehen kannst folgen alle meine Portraits dem gleichen Konzept: Das Model (in den meisten Fällen den Hund) so sehr freizustellen und herauszuarbeiten, dass es für den Betrachter keine Möglichkeit gibt, von anderen Elementen im Hintergrund abgelenkt zu werden.
Zudem möchte ich mit meinem Stil eine Art “Eye-Catcher” erzeugen, der im besten Fall, den Hund – fast schon wie Art 3D Effekt – aus dem Bild heraus “springen” lässt und beim Betrachter eine hohe Aufmerksamkeit erzeugt und ihn in seinen “Bann” zieht.
Auf der linken Seite kannst du ein Beispiel Bild betrachten. Ist mir der 3D Effekt gelungen?
Um relativ gleiche Rahmenbedingungen der Test- bzw. Vergleichsbilder zu bekommen, habe ich mich auf rein statische Motive konzentriert. Dazu bin ich an eine Location meines Vertrauens gegangen und habe mehrere verschiede Aufnahmen gemacht. Da ich viel Wert auf eine Hintergrundunschärfe lege, lag mein Fokus darauf Objekte gezielt auf einer bestimmten Distanz der Schärfeebene zu platzieren, um anschließend Vor-/Hintergrundunschärfe bewerten zu können.
Leider war es mir nicht möglich beide Objektive bei gleichen Wetterbedingungen zu testen. Beim Sigma 105mm 1.4 war es durchgehend bewölkt, während es beim Test mit dem Sigma 135mm 1.8 sehr wechselhaft war. Regen, Hagel und Sonne wechselten sich minütlich ab. Hinzu kommt, dass der Zeitversatz von 2 Wochen im Frühling teilweise enorme Veränderungen in der Natur und Umgebung erzeugt hat.
Alle Bilder wurden mit der gleichen Kamera aufgenommen, wobei der Weißabgleich und die Kameraeinstellungen wie ISO und Belichtungszeit an die Wetterverhältnisse sowie Blende angepasst werden mussten. Durch die Sonne, beim Test des Sigma 135mm 1.8, entstand auf den Bildern mehr Kontrast, welcher bei der Bewertung nicht mit einfließen sollte (denn mehr Kontrast bedeutet in der Regel, dass Bilder schärfer wirken). Alle Bilder wurden selbstverständlich offenblendig (f1.4 / f1.8) gemacht.
Für den Vergleich der Schärfe ziehe ich gerne die folgenden zwei Bilder heran. Diese Bilden ein “Schwarzes Brett” ab, auf dem einige Informationen geschrieben sind. Beim heranzoomen ist es gut möglich die Schärfe zu bewerten. Links die Bilder vom Sigma 105mm 1.4 und rechts vom Sigma 135mm 1.8.
Unabhängig vom Kontrast (welcher beim Sigma 135mm eigentlich immer stärker war, außer auf diesem Bild), sind Beide extrem scharf und nehmen sich nichts. Für eine nur 20-24Mp Kamera, sind beide Objektive schärfer, als die “wenigen” Pixel diese Schärfe jemals ausreizen könnten. Das bedeutet für mich, dass sie sehr wahrscheinlich auch an den Top Liner SLRs mit z.B. 50Mp extrem gut performen würden.
Anhand der Bilder kann man ebenfalls bereits sehen, wie unterschiedlich viel die Brennweiten 105mm und 135mm in das Bild hinein lassen (bei einer Differenz von “nur” 30mm). 135mm wirken etwas mehr “gestaucht”, als wäre der Hintergrund “näher” dran. Dies nennt man auch “Kompression” eines Bildes. Da ich mit der Entscheidung für eine der beiden Linsen auch auf die Menge, die in das Bild passt, Wert gelegt habe, gab mir dieses Beispiel schon eine grobe Richtung worauf ich bei allen anderen Bildern auch achten sollte.
Bei diesem Thema war ich besonders gespannt. Während und nach dem ersten Test mit dem Sigma 105mm 1.4 hatte ich mich bereits in dieses Objektiv verliebt. Wie man in vielen anderen Tests zu diesem Objektiv lesen/sehen kann ist der Bildlook, den dieses Objektiv erzeugt, wirklich einmalig. Die Separation des Motivs vom Hintergrund hebt dieses extrem hervor. Genau das, was ich suche! Ich war mir nahezu sicher, dass meine Entscheidung auf das 105mm fallen würde…Bis ich das 135mm 1.8 ebenfalls getestet hatte. Grundsätzlich hat mich das 135mm nicht konkret vom 105mm abgebracht. Aber es zeigte mir, dass die Performance und Hintergrundunschärfe nicht nur in der Theorie nahezu gleich ist, sondern auch in der Praxis. Wie zuvor sind links die Bilder vom 105mm und rechts vom 135mm.
Ich habe versucht das Motiv stehts circa gleich zu framen, was bedeutet, dass es ungefähr gleich groß sein sollte. Leider war dies nicht immer möglich, da mich gewisse Hindernisse davon abgehalten haben. Dabei habe ich ebenfalls direkt gemerkt, dass eine längere Brennweite selbstverständlich weitaus mehr einschränkt, als eine kürzere Brennweite. Näher an ein Motiv herangehen sollte in 99% der Fälle immer möglich sein (außer möglicherweise Wildlife, aber ein Wildlife Fotograf interessiert sich normalerweise nicht für diese Objektive). Mehr Abstand zum Motiv aufbauen ist im Gegenzug leider nicht immer möglich, da eventuell ein Busch, ein Zaun, ein Baum oder andere Dinge den Weg versperren. Ich bin mir jedoch auch bewusst, dass die Wahl der Objektive, welche bei einem Shooting zum Einsatz kommen sollen, die Location bestimmen und nicht anders herum. Entsprechend kann man damit planen, oder packt zum längeren 135mm noch eine kürzere Brennweite wie ein 85mm mit ein.
Zum Thema Hintergrundunschärfe gab es für mich den größten “WOW” Effekt. Denn beide Objektive erzeugen ähnlich viel Hintergrundunschärfe. Wenn man nicht gerade die Möglichkeit hat zwei Bilder der beiden Objektive direkt miteinander zu vergleichen, würde es mir persönlich wahrscheinlich extrem schwer fallen zu erkennen, welches Bild mit welchem Objektiv gemacht wurde. Einzig der Blickwinkel und der komprimiertere Hintergrund würden mir dabei helfen, eventuell meistens richtig zu liegen. Bei der Entscheidung für eins der beiden Objektive geht es entsprechend nur um Nuancen, die keinem Kunden der Welt auffallen würden. Doch für mich persönlich machen diese Nuancen einen großen Unterschied.
Nach dem Betrachten dieser Bilder schwankte ich ständig zwischen dem 105mm und dem 135mm. Ich konnte und wollte mich nicht entscheiden. Beide sind wirklich toll! Beide haben eine nahezu identische Hintergrundunschärfe…
Oft wird der Begriff “Bokeh” mit der Hintergrundunschärfe verwechselt. Viel Hintergrundunschärfe betiteln viele als viel Bokeh, oder tolles Bokeh. Doch diese Art der Verwendung des Fachbegriffes “Bokeh” ist schlichtweg nicht richtig. Hintergrundunschärfe ist und bleibt Hintergrundunschärfe. Bokeh hingegen sagt nichts darüber aus, wie viel Hintergrundunschärfe ein Bild aufweist bzw. ein Objektiv erzeugen kann. Bokeh beschreibt lediglich die Art und den Look der Hintergrundunschärfe. Ein Objektiv kann enorm viel Hintergrundunschärfe erzeugen, doch der Look (Bokeh) kann wirklich sehr “unruhig” und “unschön” wirken.
Bei dem Vergleich zwischen dem Sigma 105mm 1.4 und dem Sigma 135mm 1.8 sind mir einige Unterschiede im Bokeh aufgefallen. Leider kann ich nicht genau sagen, ob dies mit der Lichtstimmung (bewölkt vs sonnig) zu tun hat, oder grundsätzlich mit dem Objektiv selbst. Die Bewertung des Bokeh – welches meistens rein subjektiv ist – hat mich am meisten zum schwanken zwischen beiden Objektiven gebracht. Aber schau selbst. Betrachte diese Bilder Mal nur bezogen auf die Art der Unschärfe im Hintergrund. Wie empfindest du diese?
Selbstverständlich passt auf ein Bild mit 135mm weniger Hintergrund als auf ein Bild mit 105mm. Jedoch wirkt das Bokeh 135mm (rechts) etwas “weicher” als beim 105mm, oder irre ich mich? Zudem finde ich, dass die Hintergrundunschärfe schon “früher” weicher wird beim 135mm. Es sieht einfach nach “mehr” aus.
Bei diesem Bild ebenfalls ersichtlich, wie dieses niedliche Gartenhaus im Hintergrund näher an den Betrachter kommt. Durch die Sonne wirkt das Bokeh etwas kontrastreicher. Doch auch hier, wenn ich mir den Strauch auf der rechten Seite anschaue (hinter dem Vordergrund), wirkt dieser etwas angenehmer, weicher und nicht so unruhig wie beim 105mm.
Bei diesen Bildern, welche ein kleines Holztor abbilden, ist mir am meisten aufgefallen wie toll doch das Bokeh vom 135mm ist. Leider konnte ich für dieses Bild nicht weiter vom Tor zurück gehen. Ein wenig hätte sich der Bildlook geändert, das ist mir klar. Doch diese tollen Bokeh-Kreise im Hintergrund wären dennoch im Bild zu sehen. Und sie sehen phenomenal aus! Diese gefallen mir unglaublich gut. Insgesamt gefallen mir beide Bilder von beiden Objektiven sehr gut. Doch das 135mm wirkt meiner Meinung nach stimmiger.
Beide Objektive sind wirklich schwer. Anders kann man es für eine Festbrennweite nicht sagen. Doch das 105mm wiegt mit seinen 1645g ganze 515g mehr als das 135mm, welches 1130g wiegt. 500 Gramm, welche mit der Zeit beim Shooting von Stunde zu Stunde schwerer werden. Aus diesem Grund empfehlen zum Beispiel Hochzeitsfotografen dieses 105mm nicht. Ich jedoch bin kein Hochzeitsfotograf, sondern ein Portraitfotograf, der seine Kamera auch zeitweise am Capture Clip am Rucksack befestigen kann. Dennoch hat mein Handgelenk und Arm das Gewicht deutlich gespürt (inkl. eines kleinen Muskelkaters am nächsten Tag im oberen rechten Arm).
Neben weiteren Objektiven wird in meinem Kamerarucksack stets ein 70-200mm Platz finden. Spätestens für Action-/Sportaufnahmen würde und werde ich dieses weiterhin verwenden, da die Autofokus Geschwindigkeit wirklich beachtlich ist. Mit einem solch großen (nicht RF, sondern EF) Objektiv bleibt für weitere Objektive nicht mehr allzu viel Platz. Und um auf die Größe des 105mm einzugehen: Dieses Objektiv ist ein wirklich dickes Ding! Fast 25mm breiter und 16mm länger als das 135mm. Auch wenn dies nicht nach viel klingt, ist das Objektiv extrem wuchtig. Durch die Bauform limitiert es die Art und Weise wie man einen mittelgroßen Rucksack befüllen kann.
Der Autofokus der 105mm ist wirklich klasse. Der Fokus saß tatsächlich immer genau da, wo er sollte. Es hat mich wirklich beeindruckt. Anders war es beim 135mm, welches teilweise nicht richtig scharf gestellt hat. Ich musste manche Bilder (jedes 20. circa) erneut aufnehmen, da der Fokus leider ganz woanders saß. Woran das gelegen hat kann ich leider nicht sagen, doch es war manches Mal wirklich nervig. Sehr wahrscheinlich würde es keine Probleme bei Bildern von Hunden/Menschen machen, da dort der Augen-Autofokus greifen würde.
Ein weiterer Unterschied besteht in der Geschwindigkeit des Autofokus. Während das 105mm sehr große und schwere Gläser beim Fokussieren bewegen muss, sind es beim 135mm etwas leichtere und weniger. Das wirkt sich sehr auf die Geschwindigkeit aus. Laufende Hunde sind mit dem 105mm absolut nicht drin. Egal was euch ggf. andere Fotografen erzählen, nein, es wird nichts! Natürlich hat man Mal 2-3 Bilder aus einer Serie scharf (was auf dem Niveau einer DSLR wäre), doch wenn man einmal mit einem 70-200mm rennende Hunde fotografiert hat, dann weiß man was schneller Fokus wirklich bedeutet. Bei der Geschwindigkeit des Autofokus schneidet das 135mm weitaus besser ab. Ich kenne auch einige Fotografen, welche es für Sportaufnahmen nutzen. Doch der Ausschuss ist dennoch höher als bei einem 70-200mm. Zudem finde ich, dass die fehlenden 65mm schon viel ausmachen in der Hundefotografie. Ein Hund der auf die Kamera zu rennt, bremst manches Mal kurz vorher schon ab. Genau dann, wenn bei einem 135mm der Hund eigentlich perfekt geframed wäre. Bei einem 200mm ist der Hund weitaus früher perfekt im Frame, während er sich noch auf Top Speed befindet.
Du bist nun bestimmt sehr auf mein persönliches Fazit gespannt und findest es interessant, für welches Objektiv ich mich entschieden habe. Was soll ich sagen? Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags habe ich mich immer noch nicht entschieden. Leider gibt es neben den getesteten Faktoren Schärfe, Unschärfe, Bildwinkel und Bokeh noch weitere Faktoren, die ich nicht ganz außer Betracht lassen kann: Gewicht, Größe und den Autofokus.
All diese Faktoren lassen mich sehr zwischen beiden Objektiven schwanken. Neben dem 70-200mm wäre ein 105mm ein toller Kompromiss, genau in der Mitte zwischen 85mm und 135mm. Würde ich mich für ein 135mm entscheiden, dann bräuchte ich noch ein Objektiv mit einer kürzeren Brennweite wie zum Beispiel das 85mm. Zwei Objektive kosten jedoch mehr, als nur eins.
Meine bisherigen Lieblingsbrennweiten befinden sich durch das 70-200mm eher im oberen Bereich von 170+ mm. Das spricht für mich wiederum für das 135mm, welches mir tatsächlich vom Bildausschnitt auf den Vergleichsbilder besser gefallen hat. Doch, lässt ein 135mm genug Hintergrund hinein? Da diese Frage letztendlich auch eine der Gründe ist, wieso ich auf eine kleinere Brennweite umsteigen möchte.
Wie du merkst, ist die Entscheidung wirklich sehr schwer. Aber gerade das zeigt, dass beide Objektive in vielen Faktoren sehr stark und gleich performen. Letztendlich kommt es am Ende auf die persönliche Präferenz von Brennweite, Autofokus und Handhabung an.
Wofür hast oder wirst du dich entscheiden? Schreibe es mir gerne in die Kommentare!
Nachtrag: Endlich ist es soweit, ich habe mich entschieden! Es ist das Sigma 105mm 1.4 geworden. Wieso? Zum Einen weil 135mm zu meinen 200mm Standard Brennweite nicht genug Hintergrund ins Bild lassen. Der Unterschied 200mm zu 135mm ist nicht groß genug. 200mm zu 105mm ist weitaus mehr. Zum Anderen benötige ich in 90% der Fälle keinen schnellen Autofokus, da die Hunde/Modelle ruhig herumstehen, liegen oder sitzen. Für Action Aufnahmen nehme ich weiterhin mein 70-200mm, welches auch einen schnelleren Autofokus als das 135mm hat.
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